Gnill? Ist das eine ätherische Künstlerin aus Island? Nein, das ist das neue Alter Ego von grafzahl-Mastermind Florian Gelling. Entschuldigend fragt der höfliche Künstler, ob ich denn die Benennung „Sexspinne“ etwa besser gefunden hätte.
Ach, welchen Namen auch immer der Typ sich gibt, man hört ihn ohnehin sofort raus. Diese Stimme. Die finde ich gut. Sie klingt erstmal hübsch, macht es sich aber nie einfach. Man merkt jederzeit, welche Spannung da besteht. Auf der einen Seite das gelebte Indie-DIY-Checkertum und auf der anderen Zweifel, Verzweiflung, Unsicherheit. So trifft das mehr als nur einen Ton in einem Song. So geht’s doch vielen.
Als Gnill stellt Florian nun sogar die eigene Songproduktionsmaschine in Frage. Ohne Band bastelte er sich hier in elektronischrockiges Liedermachertum rein. Die Stimme ist richtig gut zu verstehen, die Stücke changieren zwischen Rock und Beat, ganz gewissenhaft und schön ornamentiert. Ganz nebenbei produziert die Platte noch Slogans wie „Früher Halbgott, heute Wischmob“ und Anfänge, die ganz reizend von der gitarrigen Assoziation „Sommerhitler“ (grafzahl-Song) zu markig-putzigem Elektro-Pop überführen (zu hören bei „Dein Problem“). Ansonsten denkt man auch sicher mal an die Band 5 Freunde, an Superstolk 2000 und Tom Liwa, oder auch an eine Playmobil-Version von New Order. Was einem halt so passt. Respekt, Alter!
Linus Volkmann, Januar 2008
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