Erdbeertörtchen – Releaseinfo – CD-Album „Wald“ (2004)

Instrumentale Musik ist schwer von Vorurteilen zu trennen. Allzu schnell denkt man an entrückte Hippies und frickelnde Choleriker, die ohne Unterlaß vor sich hindudeln oder, um die negativ besetzten Seiten nun außer acht zu lassen, an ‚epische Weite‘ und ‚melancholisch mäandernde Ströme aus verzerrten und unverzerrten Akkorden‘. Oder was man sich sonst noch so einfallen läßt, um einen guten Metaphernsalat anzurichten.

Auch erdbeertörtchen verzichten auf Gesang, lassen sich jedoch nicht darauf ein, als nächste Abziehbildchen der hinlänglich bekannten Grandseigneurs auf den Postrocklaternen verklebt zu werden. Vielmehr beziehen sie ihre Einflüsse aus ganz anderen Ecken der Gitarrenmusik, in denen zumeist gesungen und mehr Wert auf gute Melodien gelegt wird, als ausschließlich auf größtmögliche Steigerung der Spannung, die sich stets in denselben Explosionen auflöst.
Eine gute Melodie ist die halbe Miete, und des öfteren ist man geneigt, mitzusingen. Nur ist kein Text da. Aber denken Sie sich diesen doch selber aus, z.B.: „Seitdem ich Titten habe, vermisse ich den Fernseher nicht mehr!“

Das auf Tumbleweed erschienene erste Album von erdbeertörtchen trägt den Titel „Wald“ und bietet neben einem wunderschönen, handgezeichnetem Cover und den merkwürdigsten Songtiteln ever, vor allem eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Noch nie hat eine Instrumental-Band aus dem Tumbleweed Dunstkreis ein so vielschichtiges und schwermütiges Album auf den Tisch gelegt. Neben Schlagzeug, Bass und Gitarren sind noch gut ein Dutzend verschiedener Instrumente beteiligt, und dennoch klingt alles luftig und transparent. Wind im Haar, Sturm im Herzen und auch Töne können einen streicheln.